Organtransplantation

Auf der Intensivstation

Die Behandlung von Patienten mit schweren Hirnschädigungen – zum Beispiel nach einem schweren Unfall – gehört zum Alltag auf den Intensivstationen. In vielen Fällen können die Intensivmedizin und eine Rehabilitation den Unfallopfern helfen. Bei einigen der Patienten sind die Schädigungen jedoch so massiv, dass die Gehirnfunktion unwiederbringlich und vollständig zerstört wird (in unserem Bild: Ein Arzt bei der Diagnostik einer Gehirnblutung). Ein wichtiger Hinweis auf diesen Zustand ist, wenn die Pupillen weit werden und auf Licht nicht mehr reagieren. Weitere Untersuchungen bestätigen dann den Hirntod. Dieser bezeichnet den unwiederbringlichen Verlust jeder Wahrnehmung, des Denkens, der Steuerung der Atmung und der zentralen Steuerungsfähigkeit für die gesamten Körperfunktionen.

Gespräch mit den Angehörigen

Haben Mediziner den Hirntod eines Patienten festgestellt, ist eine Fortsetzung der therapeutischen Bemühungen sinnlos. Die künstliche Aufrechterhaltung der Herz-Kreislauf-Funktion muss dann abgebrochen werden. Kommt aus medizinischer Sicht eine Organspende in Betracht, führt der behandelnde Arzt, ein als Transplantations-Koordinator tätiger Arzt oder auch beide gemeinsam das Gespräch mit den Angehörigen. Dabei wird die künstliche Beatmung weiter aufrechterhalten. Liegt keine Erklärung des Verstorbenen zur Organspende vor, so entscheiden die Angehörigen nach seinem mutmaßlichen Willen.

Die DSO wird informiert

Die Ärzte informieren zwischenzeitlich die nächst gelegene Organisationszentrale der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Die Deutsche Stiftung Organtransplantation ist Koordinierungsstelle für Organspende in Deutschland nach § 11 des Transplantationsgesetzes. Sie sorgt dafür, dass Organspende flächendeckend und zu jeder Zeit möglich ist. Dabei arbeitet sie eng mit 1.400 Krankenhäusern zusammen, mit den ca. 50 deutschen Transplantationszentren und der Vermittlungsstelle Eurotransplant im niederländischen Leiden.

Vermittlung durch die Stiftung Eurotransplant

Auch die Stiftung Eurotransplant ist eine gemeinnützige Organisation. Eurotransplant vermittelt und koordiniert den internationalen Austausch von Spenderorganen in einem Einzugsgebiet mit 118 Millionen Menschen. Transplantationszentren und Gewebetypisierungslabors sowie Krankenhäuser mit Intensivstationen in Belgien, Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich und Slowenien nehmen an dieser internationalen Zusammenarbeit teil.

Laboruntersuchungen beim Spender

Im Fall einer Zustimmung zur Organspende erfolgen die erforderlichen Laboruntersuchungen des Spenderblutes: Die Blutgruppe und die Gewebemerkmale werden bestimmt, Begleiterkrankungen oder Infektionen, die den Empfänger gefährden könnten, werden ausgeschlossen.

Organentnahme

Die Organentnahme wird im Operationssaal mit der gleichen chirurgischen Sorfgalt vorgenommen wie jede andere Operation. Die zur Spende freigegebenen Organe werden von verschiedenen Ärzteteams entnommen. Hierbei werden keine schmerzstillenden Medikamente verabreicht, weil eine Schmerzwahrnehmung beim endgültigen Ausfall der Gesamthirnfunktionen nicht mehr möglich ist. Es werden aber teilweise Medikamente zur Entspannung der Muskulatur verabreicht. Denn nach dem Eintreten des Hirntodes können spontan oder als Reaktion auf äußere Reize durch die Tätigkeit des Rückenmarks Bewegungen der Arme und Beine auftreten. Diese Bewegungen, die sogenannten Lazarus-Zeichen, sprechen nicht gegen den Hirntod, sondern sind für diesen geradezu typisch. Sie entstehen ausserhalb des Gehirns auf der Ebene von Rückenmark, Nerven und Muskulatur. Sie haben mit dem personalen Leben des Menschen nichts zu tun und weisen auch nicht auf Schmerzempfindungen hin. Während der Entnahmeoperation wird entschieden, ob ein Organ wirklich zur Transplantation und für den vorgesehenen Empfänger geeignet ist. Nach der Entnahme werden die Organe auf schnellstem Wege zu den Transplantationszentren gebracht. Dort sind die Organempfänger bereits auf die bevorstehende Transplantation vorbereitet worden, die unmittelbar nach dem Eintreffen des Organs durchgeführt wird. Nach der Organentnahme wird der Leichnam in würdigem Zustand zur Bestattung übergeben. Die Angehörigen können in jeder gewünschten Weise Abschied vom Verstorbenen nehmen.